Richtig Bewerben! Aber wie?


Die kleine Schreib's auf Bewerbungsfibel

c Peter Angelé

Die Stellenausschreibung

Lesen Sie eine Stellenausschreibung gründlich und gewissenhaft durch. Prüfen Sie genau welche Eigenschaften und Qualifikationen für den ausschreibenden Betrieb Schlüsselfunktion haben und welche ergänzend gewünscht werden.

Können Sie eine oder gar mehrere Schlüsselfunktionen nicht erfüllen, so ist Ihre Bewerbung wahrscheinlich sinnlos - gehen Sie weiter zum nächsten Stellenangebot.

Ergänzende Eigenschaften hingegen können ggf. erworben werden - weisen Sie auf ähnliche Qualifikationen bzw. Ihre Fähigkeit zur Integration und zum ergänzenden Lernen hin.

 

Das Anschreiben

Fassen Sie das Anschreiben knapp, präzise und exakt zur Stellenausschreibung ab. Keine Floskeln, keine Phrasen - Romane wollen die Leute in Ihrer Freizeit lesen und nicht bei der Arbeit.

Achten Sie unbedingt auf korrekte Rechtschreibung in Ihrer gesamten Bewerbung. Achten Sie noch mehr auf korrekte Namen und Namensschreibung - Names are important!!!

Schildern Sie in kurzen, knappen Sätzen Ihr Anliegen (keine Schachtelsätze, die waren zu Kants' Zeiten In) und warum Sie davon überzeugt sind, der richtige Bewerber oder die richtige Bewerberin zu sein. Überzeugen Sie auch den Lesenden, dass Sie der bzw. die Richtige sind - also kein "ich würde", "ich möchte" sondern ein "ich will", "ich werde". Wenn Sie sich Ihrer Sache nicht sicher sind, wie soll sich dann der künftige Arbeitgeber sicher sein!!!

Gehen Sie auf die Stellenausschreibung ein - ob Ihr einmal am Computer geschriebener und immer wieder genutzter Brief den Erfolg bringt darf bezweifelt werden. Schreiben Sie auf jede Stelle neu und vermitteln Sie den Eindruck, dass Sie nur dieser eine Job brennend interessiert - auch wenn alle wissen, dass das nicht so ist!

Der Lebenslauf

Auch hier gilt: in der Kürze liegt die Würze. Nach den Angaben zur Person (hierzu gehören zwingend Name, Anschrift, Geburtsdatum und -ort, Familienstand und Kinder sowie erlernter Beruf) müssen alle Beschäftigungszeiten ab Schul- bzw. Ausbildungsende lückenlos aufgeführt werden. Dabei werden alle für die künftige Tätigkeit wichtigen Arbeitsverhältnisse mit wenigen Stichworten ausführlicher und alle anderen nur als Einzeiler aufgeführt.
Versuchen Sie hier nichts zu verstecken – gab es in der Vergangenheit einmal berufliche Rückschläge so stehen Sie dazu und geben Sie beim Vorstellungegespräch ergänzende Informationen - so Sie gefragt werden.

Ergänzende Lehrgänge und Schulungen sollten ebenfalls im Lebenslauf erwähnt werden, achten Sie aber darauf nur Maßnahmen zu erwähnen, welche laut Stellenausschreibung relevant sind. Erwähnt niemand Englischkenntnisse, so ist Ihr Volkshochschulkurs in Englisch hier uninteressant und wird somit nicht erwähnt. Fassen Sie sich auch hier kurz: "Folgende Lehrgänge wurden besucht: Grundkurs Englisch, Grundlagen in der Datenbankprogrammierung" usw.

Äußere Gestaltung der Bewerbung

Beachten Sie bei der Wahl von Bewerbungsmappe und Papier die Verhältnismäßigkeit zwischen den Materialien und dem zu erwartenden künftigen Gehalt.
Für einen Ausbildungsplatz wählen Sie normales Schreibpapier in 80g/m² und eine einfache und schlichte Bewerbungsmappe. Bewerbungsmappen aus Plaste sind Megaout – Mappen aus Karton sind angesagt. Zeigen Sie dem Betrieb, dass Sie nicht von gestern sondern von heute sind. Wählen Sie bevorzugt farbige Mappen - oder wollen Sie sich von vornherein als "graue Maus" präsentieren? Mein Tipp: Mappen in Beige sind nur wenige im Umlauf. Auch die neuen griffigen Mappen mit Soft-Oberfläche sind selten und zum abheben von der Masse gut geeignet. Weitere Tips und Ideen geben wir Ihnen gern.

Streben Sie eine höher dotierte Position an, so gilt die Kaufmannsregel: "Vor dem Gewinn muss investiert werden". Wählen Sie eine stilvolle Mappe, auch wenn diese etwas mehr kostet. Das Papier darf hier gerne etwas griffiger sein - ca. 100g/m² bis 120g/m² sind hier richtig. Gegebenenfalls wählen Sie auch ein getöntes oder Premium-Papier mit Wasserzeichen. ACHTUNG! Für Anschreiben, Lebenslauf und Kopien immer das gleiche Papier nehmen - die Bewerbung muss aus einem Schliff sein.

Achten Sie auf ein seriöses Auftreten - auffallen um jeden Preis ist nur in wenigen Branchen (Kreativberufe) gefragt. Zum perfekten Styling gehört auch, dass Anschreiben, Lebenslauf und Zeugniskopien auf dem selben Papier erfolgen! Und damit sind wir beim nächsten Stichwort

Zeugniskopien

Legen Sie nur Kopien bei, welche für die Stellenausschreibung wichtig sind. Aber: Alle Arbeitszeugnisse müssen lückenlos vorhanden sein, sonst unterstellt Ihnen der angeschriebene Betrieb Heimlichkeiten bzw. schwarze Flecken auf einer weißen Weste! Für Lehrgangs-Zeugnisse hingegen gilt, was schon beim Lebenslauf erwähnt wurde: nur dann beilegen, wenn entsprechende Kenntnisse in der Stellenausschreibung gefordert sind. Wenn wir eine Verkäuferin suchen ist ein Lehrgang zur Bilanzbuchhalterin bedeutungslos – der entsprechende Nachweis hat in der Bewerbung nichts verloren.

Schulzeugnisse verlieren im Laufe des Berufslebens an Bedeutung. Sind sie von einem Berufsanfänger noch unbedingt beizulegen so reicht nach 20 Berufsjahren der Nachweis über die abgeschlossene Berufsausbildung.

Der Versandumschlag

Ist in der Regel nicht so wichtig, wie ihn viele Bewerber nehmen. Schreiben Sie an große Unternehmen, so wird die Post meist in einer zentralen Poststelle geöffnet und dann an die Fachabteilungen verteilt. Ob Sie hier einen weißen oder braunen Umschlag verwenden ist gleichgültig. Bei kleinen Betrieben oder Freiberuflern öffnet der Chef die Post oft selbst – hier kann ein schöner Umschlag durchaus Wirkung haben.

Auf jeden Fall sollte er nicht zu klein sein - welchen Eindruck erweckt eine Bewerberin/ein Bewerber die unfähig sind einen passenden Umschlag für ihre Bewerbung zu beschaffen?

Für sehr kompakte Mappen reicht ein Umschlag im Format DIN C4, für die meisten Mappen ist allerdings ein Umschlag in DIN B4 zu empfehlen. Bei hochwertigen Bewerbungen ist ein Umschlag mit verstärktem Rücken oder gar Vollkarton zu empfehlen.

Beachten Sie, dass eine Stellenausschreibung keine Verpflichtung zur Rückgabe Ihrer Unterlagen beinhaltet. Einen Anspruch auf Rückgabe haben Sie nur dann, wenn Sie ausdrücklich und in direkter Anrede zur Abgabe entsprechender Unterlagen aufgefordert wurden. Da selbst auf einfache Ausschreibungen derzeit oft hundert und mehr Bewerbungen eingehen, sind die Betriebe auch kostenmäßig überfordert alle Unterlagen zurückzugeben.

Wünschen Sie eine Rückgabe, so weisen Sie im Anschreiben darauf hin und legen Sie einen frankierten und adressierten Rückumschlag bei.

Die Bewerbung per E-mail

Bewerben Sie sich nur dann per E-mail, wenn dies gewünscht bzw. gezielt angeboten ist. In allen anderen Fällen müssen Sie davon ausgehen, dass Sie gegenüber Bewerbern, welche sich schriftlich mit Bewerbungsmappe bewerben im Nachteil sind.
Wenn Sie für eine E-mail-Bewerbung Zeugnisse oder andere Unterlagen einscannen, achten Sie darauf, daß die Auflösung der Scanns nicht über 150 dpi liegt. Bei höheren Auflösungen werden die Übertragungszeiten nicht nur für Sie sondern auch für den Empfänger zu lang und Sie rufen statt Begeisterung Frust und Ärger hervor – keine guten Chancen für einen neuen Job.

Das Vorstellungsgespräch

Werden Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen, so achten Sie auf ein der künftigen Tätigkeit entsprechendes Äußeres. Eine Verkäuferin in einer Parfümerie darf durch ihr Äußeres zeigen, dass sie von Kosmetik eine Ahnung hat, der Verkäufer im Sportartikelladen kann durchaus sportlich auftreten, aber für die Finanzbranche sind unverändert ein schlichter Anzug bzw. ein Kostüm und unauffällige Kosmetik zu empfehlen usw.

Achten Sie auf einen Auftritt aus einem Guss - haben Sie Ausdrucksprobleme und Ihren Bewerbungsbrief deshalb von jemand anderem schreiben lassen, so kommt jetzt die Stunde der Wahrheit! Also die Bewerbung stets selbst formulieren.

Bringen Sie zum Vorstellungsgespräch alle berufsrelevanten Unterlagen in Kopie und ggf. auch die Originale mit – was in der Bewerbung für eine griffigere Gestaltung weggelassen wurde darf im Verlauf des Vorstellungsgespräches durchaus mit erwähnt und evtl. belegt werden.

Achten Sie darauf, dass Ihnen der Name des Ansprechpartners geläufig ist und wählen Sie die persönliche, namentliche Ansprache. Informieren Sie sich über den Betrieb und zeigen Sie, dass Sie sich mit dem künftigen Arbeitgeber auseinander gesetzt haben und wissen wo Sie sind.

Zusammenfassung

Im Direktmarketing (adressierte Werbung) weiß man, dass ein Werbebrief 3 Sekunden Zeit hat das Interesse des Empfängers zu wecken. Hat der Empfänger sich in dieser Zeit nicht zum öffnen und lesen der Botschaft entschieden, so landet der Brief in der Regel im Altpapier.
Denken Sie daher bei Ihrer Be- "Werbung" daran, dass Sie jetzt ein Werbetreibender sind – Sie werben für Ihre Arbeitskraft und -leistung. Denken Sie in Menschen und geben Sie dem Empfänger eine leicht und interessant zu lesende Broschüre über Ihre Person in die Hand. Gestalten Sie Ihre Be- "Werbung" freundlich, ansprechend, leicht lesbar und interessant.

Ich kann nur den Kopf schütteln, wenn StudentInnen klagen, dass die Bewerbungsmappen in einer Klemmschiene nur 30 Blatt aufnehmen. Ein Berufsanfänger, der dem Angeschriebenen schon mehr als 30 Blatt als Pensum zu lesen aufgibt!?! Sind wir nicht alle faul und bequem? Glauben Sie ernsthaft, dass Sie so zum Vorstellungsgespräch geladen werden? Der Lesende hat sich längst ein einfacher zu verarbeitendes Werk zur Hand genommen und fordert alles, was ihn sonst noch so interessiert zum Vorstellungsgespräch mit an. Die dicke Schwarte aber liegt in der Ecke und verstaubt ungelesen!

Oder hätten Sie Lust über 100 Bewerbungen in Form einer Doktorarbeit durchzuarbeiten? Also: die Kunst liegt im Weglassen und nicht im Dazupacken!

Zu guter Letzt

Bewerbungen sind eine Investition in das künftig zu erwartende Einkommen. Jeder gute Kaufmann versucht aber die Kosten für diese Investition so niedrig wie möglich zu halten.

Prüfen Sie daher vor Ihren ersten Einkäufen, ob Sie für Ihre Bewerbung finanzielle Unterstützung z. B. vom Arbeitsamt erhalten. Je nach persönlicher Situation können auch andere Stellen bereit sein einen Teil der Kosten für Material und Porto zu übernehmen. Mehr dazu erfahren Sie von Ihrem Stellenvermittler bei der zuständigen Stelle der Agentur für Arbeit.

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